Vor vierzig Jahren legte George Lucas den Grundstein des Star-Wars-Universums. Jetzt kommt das achte Kapitel «The Last Jedi» in die Kinos.
Der Druck, der auf Autor und Regisseur Rian Johnson (The Brothers Bloom, Looper) gelastet hat, war gigantisch. Als Hollywood-Nobody stemmte er die grösste Kinokiste des Jahres: Star Wars: Episode VIII – The Last Jedi. Er trat ein Erbe an, das vor 40 Jahren seinen Ursprung hatte und seither zur erfolgreichsten und lukrativsten Marke der Unterhaltungswelt herangewachsen ist. Figuren wie Luke Skywalker, Darth Vader, Prinzessin Leia, Han Solo et al sind längst zu Ikonen des globalen Kulturkanons geworden. Wie begegnet man einer solchen Herausforderung? Keine Ahnung, aber Rian Johnson hat sie bravourös gemeistert.
Humor bricht Pathos
The Last Jedi erfüllt alle Erwartungen und überrascht mit Humor, der geschickt pathetische Momente bricht. Und solche sind nicht selten, denn schliesslich gilt es einmal mehr das Universum vor tyrannischen Gelüsten zu schützen. Keine einfache Aufgabe, denn die Rebellen unter Führung von Prinzessin Leia (Carrie Fisher in ihrer leider letzten Rolle) sind ein kleiner Haufen, der durch einen heroischen Pyrrhussieg unter der Leitung des aufmüpfigen Piloten Poe (Oscar Isaac) noch kleiner wird. Es bleibt die Flucht vor Vatermörder Kylo Ren (Adam Driver) und seiner übermächtigen Kriegsmaschinerie. Während dessen versucht die Hoffnungsträgerin Rey (Daisy Ridley) Alt-Jedi-Ritter Luke Skywalker, hervorragend verkörpert von Mark Hamill, davon zu überzeugen, dass er ihr den richtigen Weg zeigen soll. Dazu hat der ziemlich verbitterte alte Mann reichlich wenig Lust. Der abtrünnige Sturmtruppler Finn (John Boyega) wacht aus dem Koma auf und will Rey finden. Und dann …
The Last Jedi feuert aus vollen Rohren
Wenn man Regisseur Rian Johnson, der auch das Drehbuch verfasst hat, einen Vorwurf machen möchte, dann ist es, dass er (zu)viel in das achte Kapitel gepackt hat. Oft wird von einem zum nächsten Handlungsort gesprungen, was phasenweise etwas verwirrlich ist. Die Protagonisten zischen mit Lichtgeschwindigkeit von einem intergalaktischen Niemandsland zum nächsten, um dann gleich wieder abzuhauen, weil man ihnen dort nichts Gutes will. Durch diese Vielfalt von neuen Handlungssträngen, angedeuteten familiären Verbindungen zwischen Antagonisten, wuchtigen Schlachten und herben Verlusten in sämtlichen Reihen gehen die 152 Minuten dafür fast im Flug vorbei.
Das Kapitel 8 des Weltraummärchens ist ein undankbarer Teil. In einer Sandwich-Position zwischen The Force Awakens (2015), dem gelungenen Neubeginn einer weiteren Trilogie durch Hollywood-Wunderkind J.J. Abrams, und dem grande Finale, das für 2019 angekündigt ist. Hier soll wiederum Abrams die Fuchtel schwingen. Auffällig oft werden in The Last Jedi offene Fragen gestellt. Finn: Wo ist Rey? Luke Skywalker: Wo ist Han? Luke Skywalker zu Rey: Wer bist du? Johnson hat in Episode VIII den Charakter mancher Figuren geschärft, aber zugleich das Kunststück vollbracht, Zweifel über deren wahre Intentionen zu streuen. So stellt sich mehr denn je die Frage: Was verbindet Heldin Rey mit Schmalspur-Vader Kylo Ren? Sind sie – wie insinuiert wird – Geschwister? Wohl kaum, denn irgendwann hätte dies Leia geklärt. ist Rey die Tochter von Luke Skywalker? Auch das hätte wohl aufs Tapet müssen. Aber eben, Teil 9 kommt in zwei Jahren. Für den Drehbuchautor stellt sich nebst der Verästelung des Jedi-Stammbaums eine besondere Herausforderung: Mit dem unerwarteten Tod von Carrie Fisher ist die Darstellerin einer zentralen Ankerfigur verstorben. Es bleibt also spannend und das nach über 40 Jahren.