Mit seinem Besuch in Köln setzt Bundesrat Alain Berset ein Zeichen, dass die Schweizer Videogames-Industrie als eigenständiger Teil der Kreativwirtschaft wahrgenommen wird.
In Deutschland gehört es zum politischen Alltag, dass der Kreativwirtschaftszweig «Computerspiele» thematisiert und in der Regel durch die Freigabe von Fördergeldern unterstützt wird. Es gehört auch zur Tradition, dass die Bundeskanzlerin und Minister die Computerspiele-Messe Gamescom in Köln eröffnen. Mit Bundesrat Alain Berset hat auch die Schweiz einen Spitzenpolitiker nach Köln entsandt, der den Stand der Swissgames an der Gamescom einweihte.
Gut schweizerisch möchte man sagen, schreitet die lokale Game-Entwicklerszene voran und baut sich mit innovativen Spielideen und Qualitätsarbeit einen internationalen Ruf auf. Bekannt ist, dass die Schweizer Gamedesigner an Festivals rund um den Globus gut 150 Preise eingeheimst haben, doch davon lässt sich nicht leben. Vermehrt stellt sich auch der kommerzielle Erfolg ein, denn im Vergleich zu den hiesigen Filmschaffenden haben die Spieleentwickler erkannt, dass über die Landesgrenzen gedacht werden muss, wenn man von seinem Schaffen leben und nicht am Tropf von Förderinstitutionen hängen möchte.
Die Aufgabe solcher ist es, eine Starthilfe zu bieten, Türen zu öffnen und die internationale Vernetzung zu fördern. Genau das macht die Kulturstiftung Pro Helvetia seit neun Jahren. An der Gamescom, der grössten Computerspielemesse der Welt, sind Swiss Games mit 18 Studios präsent. Sie zeigen die eindrückliche Schaffensvielfalt der Schweiz mit bereits veröffentlichten und noch in Entwicklung befindlichen Titeln. Sie reicht vom Aufbau eines Blockchain-basierten Online-Ökosystems für Games über den Spass-Shooter «Morphies Law – Remorphed» zu poetischen Titeln wie «Far: Lone Sails». Darüber hinaus werden auch Party-Titel gezeigt wie das Duell-Geschicklichkeitsspiel «Tower of Babel» oder «Bämeräng», in dem der Gegner mit einem Bumerang aus der Arena gejagt wird. Diese Diversität ist ungewöhnlich, denn üblicherweise spuren die Studios eines Landes auf die Erfolgswelle des meistverkauften Titels – für die Schweiz der «Landwirtschaftssimulator» – ein und setzen auf ähnliches.
Der kontinuierliche Aufbau der Game-Entwicklerszene blieb auch dem Bundesrat nicht verborgen. Am Dienstagvormittag eröffnete Alain Berset, der bereits seine Vorfreude über den Event twitterte, den Stand der Swissgames in Köln: «Games gehören zu den prägenden Kulturformen des 21. Jahrhunderts. Sie haben ein grosses Potential – kulturell und wirtschaftlich.». Und bei den Worten soll es nicht bleiben. Der Bundesrat hat 1.8 Millionen Franken mehr zur Förderung beantragt und will damit den internationalen Marktzugang erleichtern.