Beim Spielen geht das Zeitgefühl oft verloren.

Tick, tock – Wann ist genug gespielt?

Die am meisten gestellte Frage bei Workshops und Elternabenden ist: Wie lange darf mein Kind gamen? Die Antwort ist nicht so einfach, wie es sich viele wünschen.

Ach, du liebe Zeit. Sie geht gerne vergessen, wenn man beim Gaming seinen Spass hat. Wer in ein Videospiel abtaucht und sich im Spannungsfeld von Herausforderung und Kompetenz bewegt, kommt im Idealfall in einen Flow-Zustand. In diesen Momenten der hohen Konzentration, dem Eins-werden von Mensch und Maschine vergisst man so ziemliches alles um sich herum und vor allem die Zeit.

Wie lange darf mein Kind spielen?

Also: Vor drei Jahren braucht es keine Bildschirmmedien im unmittelbaren Umfeld von Kindern. Ab drei können unter Begleitung von Eltern Geräte wie Tablets oder Smartphones bedient werden, aber ein paar Minuten pro Tag reichen, denn noch immer gibt es vieles motorisches und haptisches in diesem Alter zu entdecken.

Schon in diesem Alter macht es Sinn, für Abwechslung zwischen Medien und Bewegung zu sorgen. Wer sich an solche Muster gewöhnt, wird sie auch viel eher in späteren Jahren entweder fortsetzen oder – nach der Trotzphase – wieder für sich entdecken. Und allgemein gilt: Unter fünf Jahren sollte pro Tag nicht länger als 30 Minuten an Bildschirmen gespielt werden und wenn, dann stets in Begleitung einer erwachsenen Person, zu schnell findet man sich irgendwo wieder, was auf dem Internet nicht immer förderlich ist.

Das Ziel bei der Mediennutzung – sei es TV, Video oder Games – ist es, dass diese Teil eines ausgewogenen Alltags ist, in dem Hausaufgaben, Bewegung und eben Medien ihren Platz haben. Sie sollten sich gegenseitig in Balance halten. Weder zu viel Arbeiten für die Schule über längere Zeit, noch zu viel Sport oder eben zu viel Gamen ist wünschenswert. Und an dieser Stelle sei erwähnt: Die Dauer ist kein guter Richtwert. Sie sagt eigentlich herzlich wenig aus. Hilfreicher ist der Inhalt, mit dem man sich auseinandersetzt.

Welches Game wird gespielt?

Daniel Süss, Prof. für Medienpsychologie an der ZHAW, hat einmal gesagt: «Wenn ein Kind während einer Stunde auf dem Boden liegt und nichts tut, dann bringt das auch nicht sehr viel.» Bei Games hängt die Spieldauer auch direkt vom Inhalt ab: Wenn ich ein Runden basiertes Spiel spiele wie «Fifa» oder das Handy-Game «Clash Royale», dann lässt sich ein Spielrahmen einfach definieren in der Art: «Du kannst zwei Matches spielen, aber dann ist Schluss für heute.» Wohl lässt sich die Dauer eines Spiels bei Titeln wie «Fifa» selbst einstellen, aber üblicherweise dauert eine Begegnung rund 20 Minuten. Bei Mobile-Games sind die Rundenzeiten oft kurzgehalten wie bei «Clash Royale» nach gut drei Minuten ist der Spuk vorbei.

Wird aber ein Rollenspiel in der Art von Zelda oder gar ein Massively Multiplayer Online Role Playing Game à la «World of Warcraft» gespielt, dann geht es nach 20 Minuten erst los. Mit anderen Worten: Wie bei der Literatur gibt es Games, die sich mit Kurzgeschichten oder Comics vergleichen lassen, während andere eher in Richtung von «Lord of the Rings» oder Tolstois «Krieg und Frieden» tendieren und die hat man auch nicht in einer Stunde gelesen.

Flexibilität ist angesagt

Starre Spielzeiten machen aber auch aus einem anderen Grund wenig Sinn. Gamen ist eine Tätigkeit und damit von der Tagesform abhängig. Wenn es eine vorgegebene Zeit pro Tag gibt, dann wird diese gespielt, auch wenn man genervt ist oder schlicht nichts auf die Reihe kriegt. Besser wäre es, wenn das Kind erkennen würde, dass das Spielen an diesem Tag nicht wirklich Freude und Entspannung bereitet und es bleiben lässt. Das funktioniert eher, wenn Aussicht darauf besteht, dass die «verlorene Spielzeit» an einem anderen Tag nachgeholt werden kann. Natürlich ist dieses Modell aufwändiger als ein strenger Zeitrahmen von x Minuten, aber dafür ist er zukunftsträchtiger und weniger Konflikt anfällig.

Bei älteren Kindern, sprich ab sechs Jahren, kann man einen Mediennutzungsvertrag miteinander vereinbaren, wenn das Modell «ausgewogener Alltag» nicht funktioniert. Modifizierbare Vorlagen für eine solche Abmachung finden sich online z.B. auf mediennutzungsvertrag.de.

So und jetzt viel Spass, denn darum geht’s beim Gamen.

schau-hin.info/grundlagen/games-fuer-kinder-so-wird-spielen-kindgerecht

mediennutzungsvertrag.de

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