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Schweizer Doppelmoppel – Gingo und Wodkari

Meisterbrenner Oliver Matter doppelt nach. Auf seinen gelungenen Gingo Gin folgt nun Wodkari, ein aromatischer Wodka.

Für einen Gin-Fan gab es noch nie eine bessere Zeit als heute. Was in den letzten Jahren an Destillerien aus dem Boden geschossen ist, ist schlicht atemberaubend. Doch nicht nur Neulinge machen sich an die Brennblasen. Auch erfahrene Brandmacher bereiten ihre persönliche Variante des Wacholderschnapses zu, und die Vielfalt ist schlicht überwältigend. Allein in Deutschland gibt es weit über 300 verschiedene Gins. In der Schweiz dürften es rund 70 Brände sein.

Eine ganz besondere Stellung in diesem wachsenden Wacholderreigen hat Gingo, der Power Spice Gin. Er gehört zum auserlesenen Sortiment von schnaps.ch, die sich seit 1999 erlesenen Schweizer Schnäpsen widmen. Zusammen mit Ingo Holland, dem passionierten Gewürzmüller und Inhaber des Alten Gewürzamtes unweit von Würzburg, und Meisterbrenner Oliver Matter in Kallnach im Berner Seeland wurde getüftelt, probiert, verworfen und weiter gesucht. Das Resultat: Ein eigenständiger und würziger Gin namens Gingo.

Die Nase begrüsst – neben Wacholder – die Süsse von gekochten Quitten zusammen mit einer orientalischen, fast grünen Note. Diese rührt möglicherweise vom kalifornischen Bergloorbeer her, den Ingo Holland unter weiteren Botanicals beigesteuert hat. Trotz seinen stolzen 50 Volumenprozenten brennt Gingo nicht, wobei er schon kräftig antritt und sehr lange anhält. Er hinterlässt einen leicht öligen Film, was wohl zum langen Abgang beiträgt.

Als grosser Dry-Martini-Fan habe ich natürlich den Gingo dahingehend auch ausprobiert und für etwas harsch empfunden. Was sich aber hervorragend anlässt, ist eine vesperartige Kombination von 4 cl Gingo, 2 cl Diamond Wodka und 2 Spritzer Chazalettes – Vermouth di Torino. Blumig, samtig perlt der Drink förmlich die Kehle runter – köstlich.

Im gleichen Zug habe ich dann auch noch einen Negroni mit 2 cl Gingo, 2 cl Vermouth Antica Formula von Giuseppe Carpano und in Ermangelung eines besseren Bitters 2 cl Campari ausprobiert. Herrlich rund, keine bittere Spitze, fast floral. Sehr zu empfehlen.

Zeit für etwas Neues?

So spannend und so vielfältig die Gins sich präsentieren, die Welle dürfte inzwischen ihren Zenith durchflossen haben und langsam ausrollen. Höchste Zeit ein neues Produkt zu lancieren: Wodka.

Bereits in den frühen Zweitausenderjahren – angestossen durch die Blingbling-Kultur der Hiphop-Szene – gab es ein kleines Wodka-Hype. Marken wie Absolute, Finlandia, Skyy, Standard und natürlich Grey Goose und Belvedere hatten ihre grosse Stunde, doch die Produkte unterschieden sich nur marginal. Sie waren sehr rein und praktisch geschmacklos, was zur urbanen Legende beitrug, dass der Wodkakonsum keine Alkoholfahne gibt – im wahrsten Sinne erstunken und erlogen.

Auch die Schweiz lancierte mit Xellent einen Swiss Vodka, der auf Lokalkolorit (die Flasche ist rot mit weisser Schrift), Gletscherwasser und eine Maische aus hiesigem Brotroggen setzte. Dreifach destilliert ist Xellent ein lieblicher Zeitgenosse mit zartem Abgang.

Ein echter Kerl

Einer anderen Schule folgt Meisterbrenner Oliver Matter mit seinem Wodkari. Dass es hier nicht um ein Massenprodukt geht, wird schon beim unverkennbaren Apothekerflasche-Look klar, der auch schon beim Gingo die Blicke fängt. Diese Aufmachung ist zwar nicht neu – auch Hendricks und Monkey 47 zelebrieren diesen Stil –, wurde aber selten so sec durchgezogen. Wodkari ist ein glückliches Nebenprodukt der Gingo-Produktion, denn damals hat sich Matter ausgiebig mit der Suche nach reinem Alkohol beschäftigt.

In der Nase merkt man dann auch sofort, dass hier kein Wässerchen auf einen wartet, sondern ein gebranntes Wasser mit 50 Volumenprozenten, was nicht ohne ist. Doch Matters Können sorgt dafür, dass keine alkoholische Spitze in die Nase sticht, sondern ein dezentes Bouquet: Leiser Marzipan, eine gewisse Frucht. Bei der Verkostung machen sich die hohen Volumenprozente vor allem dadurch bemerkbar, dass ein kleines Schlückchen praktisch auf der Zunge verdunstet, aber ohne zu brennen. Vielmehr macht sich ein Goût wie von Zartbitterschokolade breit, der lange nachklingt.

Wodkari pur zu trinken, dürfte aber in erster Linie den hardcore Afficionados vorbehalten sein. So preist denn auch Oliver Matter seinen Swiss Quality Wodka als «solides Fundament» für jeden Cocktail an. Dieser muss mit Bedacht gemixt sein, denn mit über 40 Franken pro Halbliterflasche zählt Wodkari nicht zu den günstigsten seiner Gattung, aber bestimmt zu den eigenständigsten. An der 9. Ostschweizer Edelbrandprämierung 2018 wurde der Wodkari mit 18/20 Punkten ausgezeichnet.

Gingo – Power Spice Gin, 0.5 l, 50 Volumenprozente, 39.50 Fr.

Wodkari – Swiss Quality Wodka, 0.5 l, 50 Volumenprozente, 42.50 Fr.

www.schnaps.ch