«Swiss Game Design is on a role», würden die Amerikaner sagen. In den letzten Monaten reiten Schweizer Spielentwickler auf einer wuchtigen Erfolgswelle. Nebst dem kritischem Erfolg an Festivals stellte sich für Titel wie «The Firm» von Sunnyside Games und «First Strike» von Blindflug Studios auch ein kommerzieller ein. Die beiden Beispiele zeigen, was die Landwirtschaftssimulator-Serie von Giants Software aus dem zürcherischen Schlieren vorgemacht hat: Sauberes Schweizer Handwerk, das international Anklang findet. Schokolade und Uhren bekommen langsam Konkurrenz.
Dieser positive Umschwung ist auch Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentariern nicht entgangen. Erstmals in der jungen Schweizer Game-Entwickler-Geschichte erhalten die Kreativen breit abgestützten Support in Bern, wo sonst eher missliebige Töne wie «Killerspielverbot» und dergleichen zu hören sind. «Heute reicht eine parteiübergreifende Gruppe um Nationalrätin Jacqueline Fehr einen Vorstoss im Parlament ein, der den Bundesrat auffordert, zu klären, wie die Politik Einfluss auf die Entwicklung der Schweizer Game-Industrie nehmen soll. Es ist ein bedeutender Moment für die Game-Branche, denn erstmals erhalten Schweizer Spielentwicklerinnen und -entwickler prominenten Rückhalt im Parlament», sagt Matthias Sala, Präsident der Swiss Game Developers Association SGDA.
Das Postulat von Jacqueline Fehr (SP) will den Bundesrat damit beauftragen, einen Bericht zur Schweizer Game-Industrie zu erstellen, der das künstlerische, das wissenschaftliche und das wirtschaftliche Potenzial der Game-Industrie offen legt. Diese Auslegeordnung soll die Basis für die zukünftige Unterstützung von Seiten der Politik und Wirtschaft bilden. Dabei ist schon angedacht, dass der Blick über den helvetischen Tellerrand erfolgen soll und eine Orientierung nach «best practices» insbesondere in den erfolgreichen nordischen Staaten, aber auch Deutschland und Kanada erfolgen soll.
Das Postulat, das unter anderem auch von Balthasar Glättli (Grüne), Ruedi Noser (FDP), Lukas Reimann (SVP), Kathy Riklin (CVP), Thomas Weibel (GLP) und Cédric Wermuth (SP) mitgetragen wird, lässt sich als vorläufigen Höhepunkt des Gameculture– und aktuellen «Mobile. In Touch with Digital Creation»-Programms der Kulturstiftung Pro Helvetia interpretieren, das in den letzten fünf Jahren konsequent die Aufwertung des hiesigen Game Designs, die verbesserte Akzeptanz des interaktiven Unterhaltungsmediums verfolgte und die lokale Spielentwicklerszene erstmals öffentlich sichtbar machte. Das so gewonnene Selbstvertrauen sowie die verbesserte Vernetzung unter den Akteuren – Entwickler, Schulen und Kreativwirtschaft – trägt nun Früchte und macht das Potenzial des hiesigen Game Designs, das durchaus in der Tradition des Grafik Designs steht, sichtbar.