Wer von Arnold Schwarzenegger coole Sprüche im Stil von «Hasta la vista, baby» oder «I’ll be back» erwartet, liegt bei «Sabotage», einem düsteren Portrait einer DEA-Undercover-Truppe von David Ayer falsch – grundfalsch.
Auch wenn Arnold Schwarzenegger im Privatleben verschiedentlich dem Zahn der Zeit den Kampf angesagt hat und vielleicht den einen anderen Besuch beim Plastiker hinter sich hat, in «Sabotage» wirkt er matt, verbittert und desillusioniert. Das muss er auch, schliesslich steht seine Figur John «Breacher» Wharton alleine da. Seine Familie wurde während eines Einsatzes seiner Undercover-Truppe von der mexikanischen Drogenmafia entführt, gefoltert, bei lebendigem Leib in Stücke geschnitten und ihm zugesandt. Wie es sich für die heutige Inszenierung des Terrors gebührt, wurde das ganze Massaker auf Video aufgezeichnet und ihm ebenfalls zugeschickt. Ohnmächtig musste er zuschauen, wie seine Liebsten hingerichtet wurden, weil er den «falschen» Beruf und vor allem Gegner gewählt hat.
Doch John Wharton ist kein simpler Befehlsempfänger, sondern ein Rauhbein mit einem Autoritätsproblem, das nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Auch seine tätowierten Jungs haben mehr mit den Bandenmitgliedern, die sie bekämpfen, gemein als mit ihren Kollegen von der Streife. Es ist ein kaputter und korrupter Haufen, der manche gesetzliche Schranke als theoretische Hürde betrachtet. Geschickt schaffen sie jeweils Teil der Beute in der Hitze des Gefechts für sich zur Seite. Ein Muster, das bis dato gut funktioniert hat, doch bei der letzten grossen Aktion gegen das Kartell läuft das Ganze aus dem Ruder.
Das «Sackgeld» ist verschwunden, und in bewährter mexikanischer Mafia-Manier werden die Mitglieder von Breachers Truppe exekutiert, ausgeweidet, an die Decke genagelt und nettes mehr. Die hässliche Mordserie ruft die Detektivin Caroline (Olivia Williams) auf den Plan. Sie wird nicht recht schlau aus Breacher und seiner Rasselbande, aber sie lässt sich auch nicht einschüchtern, sondern forscht und gräbt weiter …
«Sabotage» ist bei weitem kein Meisterwerk. Das Drehbuch wirkt an manchen Stellen für Autorenfilmer David Ayer überraschend lückenhaft und bleibt Erklärungen schuldig. Trotzdem hält Ayer sein Publikum bei der Stange. Von der gezeigten Welt geht eine ähnliche Anziehung aus wie von einem Verkehrsunfall. Man will nicht hinschauen, aber man nicht anders. Zentrum dieser düsteren Faszination ist Schwarzeneggers gebrochene Figur Breacher.
Doch nur weil Schwarzenegger in die Jahre gekommen ist, drängt sich der Vergleich mit «Expendables», wie die Inhaltsangabe auf dem Cover verspricht, in keiner Weise auf. Es sind gerade solche unbeholfenen Marketing-Kurzschlüsse, die falsche Erwartungen bei den Filmfans wecken und dann zu herben Enttäuschungen führen. «Sabotage» mag den einen oder anderen Spruch unter Kollegen auf Lager haben, doch die vermögen die kaputte Stimmung, die vorherrscht, nicht zu heben. Das ist auch nicht ihr Anspruch. Sie bieten nicht den sonst üblichen Comic Relieve à la James Bond, Terminator und Co. Sie unterstreichen paradoxer Weise die Auswegslosigkeit des Unterfangens, Licht in das Korruptionsdunkel zu bringen.
Wenn schon Vergleiche gemacht werden müssen, dann vielleicht mit «Cop Land», wo sich Sylvester Stallone fern ab von seinem üblichen Image in den Vororten New Jerseys bewegte und sich als trottliger Underdog zur Wehr setzte. Oder halt mit «Training Day» und «End of Watch», die korrupte Polizei-Milieus offen legten und von Ayer geschrieben wurden. In Sachen expliziter Gewalt aber spielt «Sabotage» in einer eigenen Liga und Sam Worthington («Avatar»), Joe Manganiello («True Blood») und Josh Holloway («Lost») bieten gutes Kanonenfutter.
Sabotage, DVD/Blu-ray Disc, ab 18 Jahren, Impuls Home Entertainment, Cham