Mit dem Lumia 950 hätte Microsoft gute Chancen, viele Kunden zu gewinnen, wenn diese bereit wären, auf die Windows-Plattform umzusteigen. Sean hat den Wechsel gemacht und ist begeistert.
Das meint der Sean:
Das Lumia 950 ist der Nachfolger des Nokia Lumia 930. Will man den Gerüchten glauben, so soll es eines der letzten Microsoft Phones sein. Anders klingt es von Seiten Microsofts: «Microsoft wird nicht aus dem Mobile Business aussteigen. Wir werden sowohl Lumia Devices unterstützen, als auch unsere OEM Partner, die Windows Phones entwickeln. Darüber hinaus wird Microsoft weiterhin Windows 10 für Phones entwickeln», sagt Monika Staubli, Consumer PR Manager Microsoft Switzerland.
Es ist ein eher Business-orientiertes Handy. Es kommt mit einem neuen Kabel, das ein bisschen umständlich ist. Das Vorgängermodell verwendete ein übliches USB-3.0-Kabel, das in ein mitgeliefertes Netzteil oder eine andere USB-Schnittstelle gesteckt werden konnte. Neu gibt es zwei Ladekabel: Eines mit und eines ohne Netzteil. Der neue Kabelanschluss hat einen USB-C-Stecker. Der ist zwar weniger weit verbreitet, hat aber einen grossen Vorteil: Die Ladezeiten sind viel kürzer und der Akku hält trotzdem sehr lange. Die Batterie lässt sich auch problemlos auswechseln. Ein Thema, das Apple bis heute nicht begriffen hat. Wer will, kann aber auch über Qi kabellos laden.
Cool ist die ganz persönliche Entsperrung. Oben rechts ist ein «versteckter» Iris-Scanner eingebaut, der sich noch in einer Test-Version befindet. Oder genauer gesagt die Software Windows Hello dazu ist in der Beta-Phase. Er funktioniert sogar, wenn ich meine Brille trage in 9 von 10 Fällen.
Die Kamera hat eine unglaubliche Auflösung von 20 Megapixel. Dank dem dreifach LED wirken auch Nachtaufnahmen mit Blitz sehr natürlich. Dazu gibt es noch ein Feature, das im Nachhinein die Helligkeit einstellen lässt. Und hier noch ein Bomben-Feature oben drauf: Das Lumia 950 lässt sich an diverse Bildschirme anschliessen und verwandelt sich so in einen PC!
Der grösste Nachteil ist die App-Auswahl, die ziemlich bescheiden ausfällt. Viele grosse Titel wie Clash of Clans sind nicht für Windows-Phones erhältlich. Aber gängige Apps wie WhatsApp, Instagram und so sind verfügbar. Auch beim Zubehör sieht es nicht besser aus. Dafür liegt der Preis von 444 Franken deutlich unter dem eines iPhones.
Es ist interessant zu sehen, wie Sean sich schnell mit seinem Windows Phone angefreundet hat. Nachdem das geerbte iPhone 4 mit immer kürzeren Akku-Betriebszeiten nervte, lockte das giftgrüne Nokia 930. Nebst dem knalligen Look hatte es noch einen Exoten-Bonus: Wer ausser Microsoft-Mitarbeitenden hatte schon ein Nokia? Inzwischen hat sich dies etwas verbessert, wobei gemäss Business Insider Microsoft 0.7 Prozent des globalen Mobile-Marktes für sich beanspruchen kann, runter von 2.5 Prozent. Eine Folge dieser unerfreulichen Entwicklung: Ende Mai wurden 2000 Mitarbeitende der Smartphone-Abteilung entlassen. Diese Umstände bringen es mit sich, dass darüber spekuliert wird, wie lange die Software-Firma aus Redmond noch an der Handy-Hardware festhalten wird. Doch zurück zum Lumia 950.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem Sean «sein» Handy nicht in höchsten Tönen lobt, auf die kurze Ladezeit, das raffinierte Entriegelungssystem mittels Iris-Scan hinweist und höhnt – «Apple crap» –, wenn ein iPhone nicht gerade richtig tut. Spannend ist auch zu bemerken, dass das Bedürfnis nach Game-Apps wie Clash of Clans und Co., die im Apple-, aber auch Android-Biotop gang und gäbe sind, nicht vordergründig war. Entscheidender waren die Social-Media-Kanäle, die «jetzt, wo ich älter werde sowieso wichtiger werden» (Sean) vorhanden sind.
Sean tut sich auch schwer mit der Vorstellung, dass ein wirklich gutes Produkt wie das Lumia 950 an den Marktverhältnissen scheitern könnte. Das gehört auch mit zu den am schwierigsten erklärbaren Dingen, widerspricht doch diese Gegebenheit dem ewig gepredigten Mantra, dass sich Qualität durchsetzt, dass fachliche Kompetenz entscheidend ist und dergleichen. Was nun, wenn ein qualitativ praktisch einwandfreies Produkt, das einem – wie es Sean betont – business-orientierten Kunden einen sehr guten Dienst erweisen würde, schlicht nicht an den Mann bzw. an die Frau kommt? Sean versucht in seinem Rahmen das Möglichste und bearbeitet gelegentlich seine Mutter: «Das ist das Handy für dich. Es ist super fürs Geschäft.»
Zu hoffen ist, dass Seans Einschätzungen von weiteren Leuten geteilt wird, denn den «bipolaren» Marktverhältnissen täte ein dritter Mitstreiter mehr als gut.