Die Zeit vor der Electronic Entertainment Expo E3 in Los Angeles lassen die grossen Anbieter nicht ungenutzt, sondern versuchen den «Buzz» für sich zu gewinnen.Noch in keinem Jahr zuvor hat Microsoft Xbox das Vorspiel der Electronic Entertainment Expo E3 in Los Angeles, der grössten Videogame-Messe der Welt, so beherrscht wie in den letzten Wochen. Kaum ein Tag verging, ohne eine Meldung zu den zum Teil etwas nebulösen Plänen der Consumer Channels Group von Microsoft. Da werden Preisabschläge der Xbox-One-Spielkonsole angekündigt, dort die Strategie zu Augmented und Virtual Reality unverbindlich skizziert und noch eine neue, schlankere Xbox One in Aussicht gestellt. Das alles kurz vor der Pressekonferenz im Galen Center, wo dann am Montag vor dem Start der E3 Nägel mit Köpfen gemacht werden sollten.
Will man von einem Sieger sprechen, wie dies bei solchen Veranstaltungen üblich ist. So hat Microsoft die Vorrunde besser gespielt als die Konkurrenten Sony und Nintendo. Das ist auch dringend nötig, denn die Xbox One hat sich von dem katastrophalen Start vor zwei Jahren noch immer nicht richtig erholt. Massgebend am Fehlstart war der mässig talentierte Manager Don Mattrick beteiligt, dessen Flair für Kommunikation einer Kettensäge entsprach. Darüber hinaus wurde im Schatten der Snowden-Affäre der Gamer-Gemeinde die Xbox One damals nur in Kombination mit der Kinect-Kamera verkauft. Dabei verkannte Microsoft, dass ihre eigentliche Gamer-Gemeinde nicht Gelegenheitsspieler waren, die sich gerne zum Hampelmann vor dem Fernsehgerät machten, sondern leidenschaftliche Spieler, die den Controller der Xbox 360 zum besten Controller aller Zeiten erhoben und auch keiner anderen Form der Steuerung bedurften, geschweige denn einer Wanze im Wohnzimmer, die – always on – nach Stichworten wie Xbox oder so lauschte. Inzwischen hat sich das politische Klima wieder verändert und das Bedürfnis nach SIcherheit überwiegt in vielen Fällen die Bedenken gegenüber einer die Privatsphäre missachtenden Dauerüberwachung. Geräte wie Amazon Echo und andere digitale Assistenten wurden zwischenzeitlich weit weniger kritisch empfangen als Microsofts Kinect.
40 Millionen Playstation 4
Doch das Interesse richtet sich nicht nur auf die Ankündigungen des Software-Riesen aus Redmond. Während Microsofts viel versprechende AR-Lösung Hololens erst in der fortgeschrittenen Entwicklungssphase ist, hat Sonys Playstation Abteilung eine VR-Brille für den Herbst angekündigt. Das Spannende dabei ist, dass – im Vergleich zu Oculus Rift und HTC Vive – die Playstation VR nicht mit einem teuren Hochleistungs-PC verbunden werden muss, sondern mit einer Playstation 4, von denen bereits 40 Millionen Stück weltweit verkauft wurden. Oder vielleicht doch nicht, denn Sony wiederum hat eine schlankere und leistungsfähigere PS4 angekündigt, die aber nicht an der E3 zu sehen sein wird. Gemäss Playstation-Chef Andrew House unterstützt aber bereits die gängige PS 4 Playstation VR. Wer aber 4K-Darstellungen in der virtuellen Realität will, muss sich wohl eine PS 4.5 oder Neo kaufen. Hat Microsoft nicht noch ein oder zwei Ass im Ärmel dürfte sich an der aktuellen Marktlage kaum etwas verändern, und Sony wird die Führung weiter auf die 19 Millionen verkauften Xbox One ausbauen können.
So oder so – die Marktanalysten von DFC haben bemerkt, dass das Interesse an der E3 in diesem Jahr überdurchschnittlich gross ist. Während im vergangenen Jahr die VR-Brillen von Oculus und HTC erst angekündigt wurden, sind diese nun auf dem Markt. Entscheidend ist nun zu sehen, welche Inhalte für diese Peripherie geboten werden und ob sie den Erwartungen des Publikums entsprechen. Das werden die nächsten Tage in Los Angeles zeigen. Doch einmal mehr ist die Gaming-Industrie der Testmarkt für revolutionäre digitale Technologien, die die Welt weit über den Unterhaltungssektor beeinflussen und verändern werden. Stay tuned.