Nintendo Labo – Ich, der Roboter

Mit den Nintendo Labo Kartonbausätzen erweitert Nintendo die Videospielewelt der Switch um eine neue Dimension, die viele Eltern erfreuen dürfte.

Auf die Idee muss man zuerst einmal kommen: Bastelbausätze für eine Videospielekonsole zu entwerfen und dann so sauber zu produzieren, dass auch kleine Teile problemlos und ohne Schere herausgelöst werden können. Nintendo bietet ab dem 27. April zwei erste Toy-Con-Sets von Nintendo Labo an, das Multi-Set und das Robo-Set. Preis pro Set: rund 80 Franken.

Ein guter Einstieg für Nintendo Labo: das ferngesteuerte Auto.

Aus diesem Karton lässt sich ein kleines «Auto» formen.

Als Einstieg eignet sich das RC-Auto (RC = remote control), das im Multi-Set inbegriffen ist neben der Angel, dem Haus, dem Motorrad und dem Klavier. Habe ich die Teile einmal herausgelöst, führt mich eine interaktive Bedienungsanleitung auf dem Switch-Bildschirm durch den weiteren Faltprozess, der an Origami erinnert. Bevor ich nun auf beiden Seiten die Joy-Cons in einen seitlichen Schlitz einfahre, greife ich in die Deko-Kiste und mache meinen Disco-Elefanten, dessen Bling-Bling-Faktor jeden Rapper vor Neid erblassen lässt. Das Dekorieren, Bemalen und Verzieren macht nicht nur Spass, sondern wird bestimmt online zu einem grandiosen Wettbewerb führen, bei dem die schönsten Labo-Mods gezeigt und wohl auch bewertet werden. Neben den anderen Kreationen sieht mein Purple-Pain-Fanto dann doch eher bescheiden aus, aber im Sumo-Wettbewerb schafft es meine Kreation dennoch seinen Gegner aus dem Ring zu schieben.

Ein Klavier, ein Klavier!

Nach diesem flachen Einstieg wage ich mich ans Klavier. Ich müsse mit rund 1.5 Stunden Bastelarbeit rechnen, warnt eine nette Nintendo-Dame, die beim Basteln hilft. jede Taste will einzeln gefaltet und erst noch zusammengesteckt sein. Wiederum folge ich der Bauanleitung Schritt für Schritt auf dem Bildschirm. Die Zeit vergeht im Flug. Nur der Hunger zwingt mich eine Pause einzulegen. Als ich wieder zurückkomme, hat «meine» Assistentin das Klavier praktisch fertig gebaut.

Mit dem Klavier kann ich nicht nur etwas in die Tasten hauen und herumklimpern. Kleine Module, die oben eingesteckt werden, verändern die Töne. Einmal miauen Miezen im Chor, dann jammern kleine Geister und andere Dingens auf Tastendruck. Völlig abgedreht ist das Aufnahmestudio, das sich ebenfalls im Klavier verbirgt. Bis zu acht Tonspuren kann ich aufzeichnen. Klar ist Garage Band auf einem Mac raffinierter, aber einem interessierten Kind diese Möglichkeiten in die Hand zu geben, ist fantastisch.

Ahoi, Pacific Rim

Die Kids werden wohl in erster Linie auf den Roboter-Bausatz abzielen. So verbunden mit einem Kampfroboter habe ich mich noch nie gefühlt, und das darf man ruhig wörtlich nehmen. Über Seilzüge, die an Händen und Füssen befestigt werden – ja, selbst mit meinen fast zwei Metern Körperlänge funktioniert das –, kann ich mit dem Roboter auf dem Bildschirm vorwärts marschieren. Dazu muss ich nur deutlich die Knie heben, was über eine längere Dauer durchaus als Fitnesstraining durchgehen kann. Mit den Händen kann ich boxen. Strecke ich meine Arme seitlich herunter, hebt mein Roboter ab. Neige ich meinen Körper nach rechts, zieht der virtuelle Kumpel eine Rechtskurve bzw. dreht sich. Gebe ich Vorlage, wird der Roboter schneller. Gehe ich auf ein Knie, verwandelt sich der Mech in ein Auto – Transformers lässt grüssen – und rast übers Spielfeld. Gemäss der dieses Mal gross gewachsenen Nintendo-Dame ist das Robo-Set sehr stabil gebaut und hält einiges aus.

Das Visier auf dem Kopf sorgt nicht nur dafür, dass man komplett bescheuert aussieht. Klappe ich es herunter, verändert sich auf dem Monitor die Perspektive. Jetzt bin ich wirklich der Roboter – Pacific Rim, here I come!

Mit Nintendo Labo wird der japanische Traditionsbetrieb, den Erfolgskurs der Switch-Konsole fortsetzen. Das Tolle dabei: Die Core-Gamer, die ihren Spass mit Titeln wie Zelda oder Super Mario haben, werden nicht durch Labo benachteiligt, wie dies bei der Wii der Fall war. Damals fühlte man sich als Gamer vor den Kopf gestossen. Die Bewegungssteuerung war wohl innovativ, aber für unsereins nicht relevant, sondern bloss unpräzise. Mit Nintendo Labo erschliesst sich für die Switch ein neues (Familien-)Segment, ohne den angestammten Spielspass zu trüben. Irgendwie witzig ist dabei, dass NIntendo mit Labo zurück zu den Wurzeln geht: Ursprünglich stellte die Firma Spielkarten her. Auch ein Form von gestanztem Karton.

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One thought on “Nintendo Labo – Ich, der Roboter

  1. Lukas

    Ich stand dem ganzen ja doch sehr skeptisch gegenüber, aber nachdem ich es ausprobiert habe, war ich total überzeugt davon. Das hat richtig viel Spass gemacht. Das muss man einfach ausprobieren.

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