Es gibt die Dinge, die verstehe ich nicht. Das mag mit mangeldem Intellekt zu tun haben, aber wenn es um Genuss geht, dann regieren eh Gaumen und Bauch. Letztere will das Maison Manesse am gleichnamigen Platz in Zürich bedienen und hätte das Potenzial dazu, wäre bloss nicht diese Überheblichkeit.
Das Programm. Ich habe nichts dagegen, wenn sich jemand an etwas festhalten will. Auch ich schätze eine klare Route, wenn ich auf Reisen bin. So gesehen habe ich kein Problem damit, «mich auf etwas einzulassen», wie man mir im Vorfeld meines ersten Besuches von Maison Manesse nahe gelegt hatte. Wenn aber das Programm zum Diktat wird, dann bekunde ich Mühe, und das ging gleich mit dem Apéro los.
Mit ein Grund, eigentlich der Hauptgrund meinerseits, für einen Besuch des Restaurants war die üppige Gin-Auswahl. Fast 100 sollen es sein, vielleicht sind es auch nur 50, aber handverlesen und verlockend. Dazu gesellen sich noch hausgemachte Infusions mit Vanille & Co. Das ist alles grösste Klasse, wenn da nicht ein Problem wäre: Das Programm. Im Maison Manesse werden mit all den feinen Schnäpsen keine Dry Martinis gemixt. Halloooo?!? Noch einmal: Ein Dry Martini bitte. – Nein! Es werden nur Gin & Tonics serviert. Zwar mit einer netten Auswahl an angesagten Tonics, aber wen kümmert das, wenn er einen Dry Martini will. Vor einer Wand voll mit tollen Gins zu stehen und diese dann mit einem zuckrigen Sprudel zu verderben, macht etwa gleich viel Sinn wie mit frisch geschnittenen Fingernägeln über eine Wandtafel zu fahren. Oder um im Genussbereich zu verbleiben: Das ist etwa so sinnvoll, wie wenn man einen gut bestückten Walk-in-Humidor als Lockstoff verwendet, aber keine Gelegenheit bietet, die ausgewählte Zigarre zu geniessen. Das ist Quatsch ersten Ranges.
Gekocht wird auf hohem, wenn auch forciert innovativem Niveau. Gestelzt deshalb, weil nicht zuletzt von Seiten der richtig deutschen Bedienung einem immer wieder klar gemacht wird, wie toll und wie einzigartig die ganze Schose hier ist: bei 63° poschiertes Freiland-Ei, 96 Stunden Zwiebel Gel, Eddos … Das Blabla wird dann auch noch mit einem Hauch von teutonischer Lässigkeit abgeschmeckt. Es ist als würde man einem Magier zu sehen müssen, der einem immer wieder seine haarigen Achselhöhlen zeigt, weil er beweisen muss, dass er kein Ass im Ärmel versteckt hat.
Wie gesagt: An der Qualität und den Kompositionen ist nichts auszusetzen, aber bei so viel Brimborium und kandideltem Schwachsinn kann ich nur empfehlen: Man esse und geniesse anderswo – vor allem zu dem Preis.
Sehr geehrter Gast?
Versuchen sie doch mal in einem Jeansgeschäft einen Anzug an. Was? Haben die nicht!
Das ist schwer verständlich, da es sich doch um ein Bekleidungsgeschäft handelt.
Dass ein Restaurant keine Drinks mixt – frechheit!
Zu “deutsch” für Sie? Ich meinte: Da hauts eim dä Nuggi use!
Im Maison Manesse kommt es ganz bunt (farbig). Es arbeiten nicht nur Deutsche bei uns, sondern auch Australier, Spanier, und Türken. Die geniessen gerade ihren FeierabendGinTonic aus einer Auswahl aus genau 103 Gins.
Man grüsst,
Miguel Ledesma
Maison Manesse
Uiuiui Herr Ledesma, das ist nun wirklich keine professionelle Reaktion. Schade – da hätten Sie etwas gut machen können. Sie wissen doch sicher, dass man es nie allen Recht machen kann – und dass immer der Gast der König ist, ganz besonders, wenn er so viel Geld in die Hand nimmt. Da gibt es doch kein ‘geht nicht’, schon gar nicht, solange es ‘nur’ um einen Drink geht…….
Ihre schon fast an Ausfälligkeit grenzende Abstrafung eines enttäuschten Gastes lässt Böses ahnen – nämlich, dass besagter Gast Recht hat und es vorzuziehen ist, Ihr Restaurant zu meiden. Wirklich schade. Vielleicht probieren Sie es noch einmal freundlich? Bin gespannt. Ich hatte Ihr Lokal nämlich auch auf der ‘Unbedingt – besuchen’ – Liste, aber das ist mir jetzt eher vergangen.
Freundliche Grüsse
Anna
Liebe Anna,
wenn ein Kunde sich über die Herkunft meiner Mitarbeitenden brüskiert,
entschuldigt der Betrag den er am Ende bezahlt, nicht sein Verhalten.
Der Kunde ist König – We are ladies and gentleman serving ladies and gentleman.
Ganz liebe Grüsse aus der Maison Manesse,
Miguel