Surface Studio – Apple muss sich sehr warm anziehen

Mit dem Desktop Surface Studio weckt Microsoft Begehrlichkeiten

Microsoft setzt mit der Vorstellung des All-in-one-Desktops Surface Studio neue Massstäbe in Sachen Inszenierung und Computerfetischismus. Lange Zeit wurde das Genre der Produkte-Pornos (product-porn video) von Apple beherrscht, schreibt die Website Creativity-Online.  Die Zeiten ändern sich.

Das wirklich Spannende am Surface Studio Spot: Er wurde von Microsoft selber in house hergestellt und nicht durch eine super-hoho-duper Agentur, die zig Tausende dafür abzockte. Es scheint sich hier eine neue Ausrichtung bei MS abzuzeichnen: Design und Werbung wird mehr Bedeutung zugemessen. Es geht nicht mehr nur um Office-Funktionalität oder «bigger is better» wie bei den Xbox-Anfängen im Jahr 2001, sondern bei Produkten wie dem Surface Pro, dem Surface Book oder dem Xbox Elite Controller und neu dem Surface Studio stehen klar ästhetische Faktoren im Vordergrund wie sie bisher bei Apple vorherrschend waren.

Die Werbung hat nicht mehr eine so verkrampfte Note wie zu Ballmers Zeiten, sondern mehr Selbstsicherheit, ohne grob zu sein. Wie auch der brillante Trailer zu Halo Wars 2 zeigt.

Microsoft stellt sich auf den Standpunkt, dass sie zeigen, wo es lang geht und Apple folgt. Vergleicht man den Ipad Pro mit dem Surface Pro muss man Brian Hall, VP Marketing bei Microsoft, recht geben: Das Surface überzeugt weit mehr als das Adabei-Tablet von Apple. Der Surface Studio Desktop verfügt anscheinend über den dünnsten LCD-Monitor der Welt. Mit solchen Superlativen schmeisst sonst gerne Apple um sich.

Frivol auch der Entscheid Apples, beim Iphone 7 den Kopfhöreranschluss zu sparen. Schon früher hat die Firma aus Cupertino forsche Entscheidungen getroffen – weg mit 3.5 Zoll Diskettenlaufwerk oder DVD-Laufwerk –, um die Designvorgaben von Steve Jobs zu erfüllen. Waren diese Schritte wegweisend, ist die Order nur noch Bluetooth-Kopfhörer zu verwenden schlicht nicht Nutzer orientiert. Wer im Flugzeug Musik hören will, muss dies mit Hilfe eines Adapters tun, der an die ohnehin anfällige Lightning-Schnittstelle angeschlossen wird und läuft Gefahr, dass der Stecker abbricht. Sollte das Iphone gleichzeitig geladen werden, wird’s erst richtig lustig.

30 Jahre Mac und nun?

Wer wie ich seit 30 Jahren Mac-User ist, weiss, dass das lange Zeit führende Mac-Betriebssystem auch nicht mehr das ist, was einmal war. Unsinnige Änderungen an UID-Layouts, damit eine weitere von x Neuerungen aufgelistet werden kann. Unsauber programmierte Applikationen, die einen Austausch mit Windows-Computern nicht wie früher erleichtern, sondern erschweren. Das alles ist heute gang und gäbe. Während Monaten bekam Apple die Synchronisation von Agenda-Einträgen nicht in den Griff. Neue Termine verschwanden spurlos. Auch die aktuelle Version von iCal macht Probleme: Wer das Mail zu einem angenommenen Termin löscht, schickt automatisch eine Absage an den Empfänger. Noch ist nicht klar, wie dieser Fehler behoben werden kann bzw. warum er überhaupt auftritt.

Während Microsoft in den letzten Jahren viel dazu gelernt hat – dabei aber das Gaming ziemlich vernachlässigt hat –, scheint Apple das Momentum verloren zu haben. So stelle ich zu meinem persönlichen Erstaunen fest, dass mich die neuen Produkteankündigungen von Apple nicht wirklich interessieren – more of the same, only very slightly different. Die Neuheiten der Surface-Linie von Microsoft hingegen – angefangen beim Surface Pro über das Surface Book und nun natürlich der Studio Desktop – wecken eine Begehrlichkeit.

Dem Wunsch nachzugeben, stehen für mich zwei Hürden im Weg: Obschon ich immer wieder auf PC arbeite, so ist mir als Mac-Veteran der Umgang mit deren Betriebssystem und Programmen weit vertrauter. Klar, das ist alles nur eine Gewohnheit, aber 30 Jahre sind eine lange Zeit, um diese abzulegen. Das zweite Hindernis ist – und das kommt überraschend – der Preis. Während die Surface Hybride über ein kostengünstigeres Einstiegsmodell verfügen, steigen sowohl der Laptop als auch der Desktop hochpreisig ein. Für rund 1500 Franken bzw. 3800 Franken sind weder das Surface Book noch der Surface Studio mit lediglich 8 GB RAM Schnäppchen.

Mehr zum Thema «Does the Mac still matter» bei CNET.

 

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